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Alles, was woanders nicht passt.
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Dirk
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#1 Beitrag von Dirk » 20. Februar 2008, 20:16

Wie ich finde ist das eine sehr gut erzählte und realistische Geschichte.
Für alle, die wie ich bei der Feuerwehr sind! Und besonders für diejenigen, die sich einen Verkehrsunfall aus der Sicht eines Feuerwehrmann nicht vorstellen können. Dann merkt man plötzlich, wie 21 Jahre Feuerwehr und davon auch 8 Jahre Rettungsdienst, prägen.




Denkt ihr auch mal an uns?

In der Zeit, die das Gehirn braucht, um beim Erwachen von totaler Entspannung auf Mindestbetrieb zu schalten, verpasse ich die ersten Silben der Alarmierung: .... Fahrtrichtung Bremen, schwerer Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen!? Während ich im Dunkeln noch schnell horche, ob einer meiner Söhne bei der Alarmierung wach geworden ist, quittiere ich den Alarm des Funkmeldeempfängers, hüpfe in die Hose und raune meiner Frau ein ?Bis gleich? zu, das sie mit ?Pass auf dich auf? erwidert. Ein Ritual, welches Vertrautheit in die unwirklichen Sekunden bringt, die man braucht bis man vollständig gewahr wird, was gerade passiert: Es ist mitten in der Nacht. Samstag nacht. Irgendwo auf der ?Bahn? hat es gekracht, mehrere Personen sind verletzt und im Fahrzeug eingeklemmt. Die Feuerwehr ist gefragt. Und im Gegensatz zu den vielen Bränden und einfachen Hilfeleistungen, bei denen es nicht ganz so kritisch ist und man auch ab und zu Kurioses oder gar Amüsantes erlebt, weiß man sofort, dass dies jetzt nicht der Fall sein wird. Im Gegenteil, es stellt sich eine massive Anspannung im Verbund mit tiefer Besorgtheit ein: Da kämpft jemand um sein Leben. Nicht irgendwo im Fernsehen, sondern ein paar tausend Meter entfernt in der Nacht. Und gleich wird man bei ihm sein und versuchen ?den Unterschied? zu machen. Jetzt gleich.

Im Feuerwehrhaus angespannte Gesichter. Kein flapsiger Spruch, kein Geläster über zerknitterte Gesichtsausdrücke und wilde Frisuren. Das Löschfahrzeug wird besetzt ? Maschinist, Gruppenführer und 3, 5, 6 Mann ? komplett. Der Gruppenführer dreht sich um, unsere Blicke treffen sich kurz. Ein kurzes Nicken. Es bedeutet: ?Gut, dass du da bist.? Ich nicke zurück: ?Wir kriegen das schon hin.? Ich bin zwar nicht der älteste Kamerad auf dem Fahrzeug, aber der einzige mit rettungsdienstlicher Ausbildung. Die wird gebraucht werden, ganz sicher. ?53-10, Ausfahrt?.
Tiefblaue Blitze machen aus den Leitplanken und Bäumen am Rand der Autobahn eine Diashow. Ein Blick in den Mannschaftsraum: Viele alte Hasen, die schon viel Blut auf Blech gesehen haben, aber auch ein ?Neuer?. Immer noch Totenstille und Anspannung. Jeder horcht in den Funkverkehr: Ist der Rettungsdienst schon da, sind die vielleicht doch nicht eingeklemmt, ist der Rüstwagen schon ausgerückt?
Nichts. Wir werden die ersten sein. Mein Job wird es vermutlich sein, auf Biegen und Brechen ins Innere des Fahrzeuges vorzudringen. Egal wie es da drinnen aussieht, wie der PKW liegt oder was sonst so mit ihm ist. Drinnen ist der Verletzungs- und Einklemmungsgrad zu erkunden, die Personen zu betreuen und als Bindeglied zwischen Feuerwehr, Rettungsdienst und Patient zu fungieren. Kein Verdrücken, keine Pause möglich.
?Da isses?. Nur Warnblinker im Dunkeln, kein Blaulicht. Polizei ist also auch nicht da. Der Maschinist blockt mit dem 14 Tonnen schweren Fahrzeug die Unfallstelle gegen den fließenden Verkehr ? zur Sicherheit. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand in eine hell beleuchtete Einsatzstelle brettert. Als das Fahrzeug steht, springe ich mit Notfalltasche, Lampe und Decke vom Fahrzeug und laufe dem Gruppenführer hinterher. Nasser, kalter Dezemberregen. Mehrere PKW stehen unbeleuchtet oder mit Warnblinker auf der rechten Fahrbahn. Da stehen Leute am Waldrand, Fahrzeugteile liegen auf der Bahn, die Leitplanke ist durchbrochen. Aus den Büschen neben der Autobahn ragt ein Fahrzeugheck. Irgendwas gelbes mit Heckspoiler. Etwas älteres. Ein schneller Blick nach vorne: Der ist frontal vor einen Baum. Muss schnell gewesen sein, wo früher das Getriebe ansetzte, ist jetzt Baum. Die Tür hinten geht auf, also ich schlüpfe auf die Rücksitzbank. Zwischen Glassplitter, Stofftiere und CD-Hüllen. Fahrer und Beifahrerin. Beide sehr jung. ?Hallo! Hier ist die Feuerwehr. Können sie mich verstehen?? Ein stimmloses Ja von rechts, nichts von links. Kurze Schrecksekunde, aber links hat einen einigermaßen tastbaren Puls. Während ich den Warnblinker anschalte, Scheiben herunterfahre und dann die Zündschlüssel abziehe fange ich an zu erzählen. Einfache Sätze, nichts kompliziertes: ?Du hattest einen Unfall und bist eingeklemmt. Wo tut es dir weh? Wir müssen dich rausschneiden, dass kann einen Moment dauern. Wie heißt du?? ... und so weiter. Deine Stimme muss präsent sein, dass ist das einzige, an dem der Junge sich orientieren kann. Also reden, reden, reden. Nebenher versuche ich genauer zu erkunden, wie schwer die beiden verletzt sind und wie sie eingeklemmt sind: Der Motor hat auf der Fahrerseite den Vorderwagen; Lenkrad und das Armaturenbrett weit in den Fahrgastraum geschoben. Die Beifahrerin, Steffi, wie ich jetzt weiß, ist zwar eingezwängt, aber nicht direkt eingeklemmt. Ein paar Schnittwunden sehen dramatisch aus, werden aber bald vergessen sein. Da ihr aber der Hals weh tut, werden wir trotzdem etliches an Blech entfernen müssen, um sie möglichst schonend aus dem PKW zu heben. Eine Querschnittslähmung aufgrund eines gebrochenen Halswirbels wollen wir nicht riskieren.

Den Fahrer hat es wirklich schlimm erwischt. S cheiße, s cheiße. Er stöhnt auf als ich ihn abtaste. Das Armaturenbrett hat Knie und den Oberschenkelknocken in zahllose Splitter aufgespalten und durch die Muskulatur getrieben. Blut, viel Blut sickert in das Gewebe und fehlt woanders. Die Unterarme sind links und rechts gebrochen bei dem Versuch, sich beim Aufprall abzustützen. Links ragt ein Splitter aus dem Sweater, rechts liegt der Unterarm im rechten Winkel über der Handbremse. Der Brustkorb hat beim Aufprall auf das Lenkrad dieses verbogen, was meistens bedeutet, dass die Lunge durch gesplitterte und gebrochene Rippen verletzt ist. Luftnot ist die Folge. Das ist wie Verschlucken, dauert nur ewig. Vermutlich sind die Unterschenkel auch weich wie Pudding. Was mit den inneren Organen wie Gehirn, Leber etc. ist, die wie ein Punchingball im Körper vor- und zurückgeschleudert worden sind, kann man nur vermuten. Ein Riß in der Leber, und er verblutet innerlich. Ein geplatztes Blutgefäß im Gehirn und er könnte den Rest seines Lebens an die Decke im Pflegeheim starren. Auch ohne Diagnose durch den Notarzt (wo bleibt der eigentlich?) wissen wir, das wir uns beeilen müssen. Der Gruppenführer erscheint am Fenster. ?Und?? ?Fahrer zuerst und mit Crash, Beifahrerin schonend. Zweiten Doktor?. ?Vorschläge beim Fahrer?? ?Tür weg und A-Säule hochdrücken muss reichen. Wenn wir Zeit haben, das Dach noch.? Während wir uns besprechen wackelt das Auto unmerklich. Rüstholz wird untergelegt, damit uns die Kiste beim Auseinanderschneiden nicht plötzlich zusammenklappt, wenn die Türen und das Dach plötzlich fehlen.
Der Notarzt kommt. Kurze Atempause während er von der Seite aus den Fahrer untersucht. Mehr als Schmerzmittel, Infusionen, Sauerstoff geben und ihm eine Halskrause verpassen kann er aber in dieser Lage auch nicht. Der Junge muss in kürzester Zeit ins nächste Krankenhaus, um die inneren Blutungen zu stoppen. ?Zackig. Es eilt.? ist seine Anweisung. Jetzt sind die Kameraden draußen dran. ?Kai, wir schneiden dich jetzt raus. Es wird ein paar mal laut knallen, aber das ist nicht so schlimm. Gleich ist es vorbei.? Wenn wir Pech haben ist das gelogen, aber was soll ich ihm sonst sagen? Mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob er mich überhaupt versteht. Mit einem durchsichtigen Kunststoffschild schirme ich ihn ab, vor den Sachen, die da kommen: TWÄNKK - die verkeilte Fahrertür wird mit eine lauten Schlag aufgespreizt und einem weiteren Schlag los geschnitten. Kai stöhnt, er merkt jede Bewegung des PKW. Es wird vermutlich im Fußraum mehrere Stellen geben, wo Fleisch und Knochensplitter direkten Kontakt mit Metall haben. Nächster Schlag, die A-Säule ist oberhalb des Armaturenbrettes durchtrennt. Für die nächsten Schritt an der A-Säule im Fußraum wird der Schutzschild vorsichtig zwischen das Bein und das Metall geschoben. Kai stöhnt wieder. Der Schild geht nicht tiefer. Vermutlich wird das Bein so kräftig gegen die A-Säule gedrückt, das es nicht weitergeht. Kurze Besprechung mit dem Arzt ? weitermachen. Konzentriert setzt der Geräteführer die Rettungsschere an. 600 bar Öldruck pressen die Scherenspitzen mit 100 Tonnen zusammen. Durch Metall, Kunststoff ? oder Knochen wenn man nicht aufpasst. In diesem Momenten ist der Bedienknopf scheinbar glühend heiß. Schneiden, Stopp, Kontrolle, Schneiden, Stopp, Kontrolle. Der nächste Schlag ? die Säule ist durch. Lautes Stöhnen. Das gleiche noch einmal und in die ausgeschnittene Stelle kann der Spreizer gesetzt werden, um das Armaturenbrett nach oben zu drücken. Es gibt nur ein Problem: Wenn Körperteile, die zusammengedrückt werden, mit einem Schlag entlastet werden, können innere Blutungen wieder auftreten, die vorher durch den Druck abgedrückt wurden. Der Arzt befürchtet dies auch und legt eine weitere Infusion. Verhindern kann man es nicht. Sackt der Blutdruck nach dem Hochdrücken des Armaturenbrettes massiv ab, muss er sofort raus und unters Messer.
?Kai, das wird vermutlich noch einmal weh tun, aber danach ist es besser.? Wem erzähle ich da was - ihm oder mir? Das Leben des Jungen hängt mit seinen zerschmetterten Knochen an einem seidenen Farben. Zum ersten Mal Zeit für Mitgefühl: Komm, Junge, zieh. ZIEH. Noch 5 Minuten, dann ist es vorbei. ZIEH. Kai stöhnt. Schneller.
Das Anheben des Armaturenbrettes ist ähnlich schwierig wie das vorherige Einschneiden. Technisch ist es kein Problem, mit 10 Tonnen Druckkraft das Metall auseinanderzudrücken, aber keiner weiß, ob die Reste der Unterschenkel nicht irgendwie mit dem Metall verhakt sind. Keiner will dem Jungen noch weitere Verletzungen zufügen.
Mit Schweiß auf der Stirn setzt der Truppführer das 30kg schwere Gerät wie eine Pinzette an. Nachdem die Spitzen erst mal ?Masse?, richtige Ansatzpunkte gefunden haben, bewegt sich das Armaturenbrett laut knackend und knirschend nach oben. Ich versuche das Schutzschild nachzuschieben. Kurz bevor das Armaturenbrett Dachhöhe erreicht, stöhnt Kai auf und sackt in sich zusammen: Bingo. ?Der muss raus. Jetzt? sagt der Arzt. Eher sich als uns. Ein Blick in den Fußraum bestätigt unsere Befürchtung: Die Unterschenkel sind blutig und ?matsche?, der linke Fuß ist vom Bodenblech förmlich umschlungen. Doch keine Zeit mehr. Der klobige ? Gott sei Dank klobige - Turnschuh wird aufgeschnitten, ich ziehe den Fuß mit einem kräftigen Ruck raus. ?Patient frei? höre ich mich rufen. Dann wird Kai mit der Hilfe von vielen Händen auf ein Spineboard, eine körperlanges Brett gezogen. Ich versuche dabei, die Beine einigermaßen zu führen, was mir aber nur teilweise gelingt. Das dabei entstehende Geräusch und das Gefühl, Beine mit mehrfach gebrochenen Knochen bewegen zu müssen, wird mich die nächsten Tage begleiten, dessen bin ich sicher. Ich gebe den Schutzschild an den Kameraden vom Rüstwagen weiter, ich bin ?raus?. Steffi wird von einer anderen Crew gerettet.

Es ist totenstill, als ich meinen Hausflur um 5 Uhr morgens betrete. Aufgewühlt. Zwar hat Kai das Krankenhaus lebendig erreicht, aber der Arzt rief auf der Feuerwache an und teilte uns mit, dass er eine äußerst schlechte Prognose hat. Als ich mich vorsichtig ins Bett lege, kommt mir nun die stille und friedliche Welt des Schlafzimmers unwirklich vor. ?Wie wars?? murmelt meine Frau. ?Nicht so schlimm?, lüge ich. Ich werde das morgen mit ihr besprechen. Es reicht, wenn einer nicht schlafen kann. Und so liege ich hellwach da und starre die Decke an. Zeugen haben gesagt, der gelbe Wagen sei an ihnen vorbeigeschossen und dann plötzlich ins Schleudern gekommen. Zu schnell gefahren. Heizer. Blödmann. Wenn der schon nicht an sich oder an seine Freundin, denkt, könnte er doch wenigstens an uns denken. Der Gedanke ist natürlich absurd.
Der nächste Gedanke, dass in ein paar Jahren meine Söhne mit Papa?s Auto loswollen ist es nicht und bricht in die aufziehende Selbstgerechtigkeit. Wie bringe ich sie dazu, nicht zu heizen? Wie dazu, dass sie meine Warnungen nicht in den Wind schlagen. Was wäre gewesen, wenn Kai dein Junge gewesen wäre...

Nach 5 Uhr morgens wieder einschlafen ist eh nicht gut.

Bitte denkt an uns.[Dieser Beitrag wurde am 20.02.2008 - 18:30 von Dirk aktualisiert]
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#2 Beitrag von webblaster » 20. Februar 2008, 21:51

sehr ergreifende geschichte, gut, dass es solche helfer gibt, die sich für auch freiwillig oder wenig geld solchen belastungen aussetzen..
wenn dann solche menschen wie zb in ludwigshafen beschimpft und verprügelt werden, macht es mich fassungslos.. da hab ich überhaupt kein verständniss für..

bei unseren uris, die sich wie meiner schon auf der hebebühne verbiegen, muss ich auch manchmal drann denken was passiert wenn mal was passiert..so viel knautschzone scheint der wagen ja nicht zu haben, und das einzige sicherheitsmerkmal scheint neben den bremsen und den gurten die "sicherheitslenksäule" zu sein..
für längere fahrten leih ich mir dann auch lieber den crashtesterprobten wagen meiner eltern aus..

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#3 Beitrag von ZUM » 20. Februar 2008, 21:57

Sehr eindrücklicher Text. Habe solche Geschichten immer wieder von meinem Papa mitbekommen, der als Polizist auch immer an vorderster Front dabei war. Auch mein Bruder, der in der Feuerwehr ist, erzählt manchmal Geschichten, wo ich sagen muss: Hut ab vor den Leuten, die diesen Job machen!


Gruss Markus
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#4 Beitrag von Unti » 20. Februar 2008, 22:41

Sehr ergreifende Geschichte!!

Alle Rettungskräfte haben meinen vollsten Respekt und Anerkennung!! Denn was sie leisten könnte ich nie machen. Hut ab und Danke daß es solche Leute gibt die sich meistens freiwillig und unentgeltlich in den Dienst dieser guten Sache stellen.

Gruß Markus

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#5 Beitrag von MarcoderFischkopp » 21. Februar 2008, 04:11

Hallo Dirk, hallo urige Mitglieder,

danke für diesen sehr eindringlichen Bericht aus der realen Sicht eines Feuerwehrmannes.

Es kam wieder Alles in mir hoch, habe leider 3 schwere Verkehrsunfälle bis dato über meinen Körper ergehen lassen müssen.

Das gut Zureden der Rettungskräfte, die knirschenden Geräusche, die von der Schere erzeugt werden und der Ruck durch das Fahrzeug, nachdem der Spreizer Teile auseinandergedrückt hat. Dann die vielen grellen Lichter, der rostige Geruch des Blutes....des eigenen, der süße Geruch nach Öl und Kühlwasser, das ganze zersplitterte Glas, die vollgepisste Hose, der dumpfe Schockzustand der einem alles unwahr vorkommen läßt und dann diese unerbitterliche Kälte! Scheiße, was habe ich mir jedesmal den Arsch abgefroren! Man hört sogar seine Zähne laut klappern!

Den jungen Forenmitgliedern hier möchte ich nur eine ganz simple Message mit auf den Weg geben: FAHRT MIT ANGEPASSTER GESCHWINDIGKEIT UND HÖRT AUF ZU RASEN! Ja, ich weiß, bla bla bla...da dröhnt Euch hier so ein Spaßbremser und 37jähriger Klugscheißer die Augen voll, aber die physikalischen Gesetze könnt Ihr und werdet Ihr bestimmt nicht ändern.....eher krepiert Ihr elendig und das mit nem fetten Bumms.

Danke an alle Ersthelfer (auch normale Mitmenschen), Feuerwehrleute, sonstige Rettungskräfte und Polizisten!

Euch Allen stets eine sichere Fahrt und immer eine handbreit Asphalt unter Eurem Ur-Quattro!

Bild

P.S.:

Der Polo 1 ist wie aus Pappe
(gut, um darin zu sterben)

Der Audi Ur-Quattro ist ein recht stabiles Gerät.
(aber es geht ein fetter Ruck durch den Körper)

Der Opel (urrcks) Tigra ist gefährlich.
(wird sehr schnell sehr eng, das Plastik ist scharfkantig und die Airbags sind gemeingefährlich)
Fahre nie schneller als Dein Schutzengel fliegen kann:-)!

DonDaniele

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#6 Beitrag von DonDaniele » 22. Februar 2008, 14:34

Ja, nach dem Lesen dieses Berichts kann man echt froh sein, wenn man sowas nicht mitmachen muß. Egal ob als "Opfer" oder "Helfer"..
MarcoderFischkopp hat geschrieben:
Den jungen Forenmitgliedern hier möchte ich nur eine ganz simple Message mit auf den Weg geben: FAHRT MIT ANGEPASSTER GESCHWINDIGKEIT UND HÖRT AUF ZU RASEN! Ja, ich weiß, bla bla bla...da dröhnt Euch hier so ein Spaßbremser und 37jähriger Klugscheißer die Augen voll, aber die physikalischen Gesetze könnt Ihr und werdet Ihr bestimmt nicht ändern.....eher krepiert Ihr elendig und das mit nem fetten Bumms.
Ich fühl mich jetzt zwar ned angesprochen und will auch nicht rumstänkern, aber wurdest du ned mit fast 130 km/h in ner 50-er Zone geblitzt..?

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MarcoderFischkopp
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#7 Beitrag von MarcoderFischkopp » 23. Februar 2008, 05:40

@DonDaniele: Stromberg bringt es auf den Punkt, denn das Leben ist nunmal kein Ponyhof!

Siehste, ich mußte erst 36 Jahre alt werden und den Druck der Staatsmacht im Nacken spüren, damit ich endlich mal vernünftig wurde. Die Konsequenzen der nennen wir es mal vergangenen Rasereiaktionen, überblickt man leider erst wenn es bereits zu spät ist. Da andere Mitmenschen Glücklicherweise durch mein Fahrverhalten nicht zu schaden kamen oder sonst wie beeinträchtigt wurden, bin ich nochmal mit einem Blauen Auge als Lebensabschnitt davongekommen!

Hierbei beziehe ich mich aber nicht im Speziellen auf die letztendlich ausschlaggebende und mich läuternde Aktion im Oktober 2006, denn die war aufgrund der geographischen Straßenlage eher unspektakulär und ungefährlich! Die 50 Km/h wurden nur wegen der über 200 Km/h schnell fahrenden Motorräder hinterm Elbdeich eingerichtet, was mir natürlich in keinster Weise das Recht gab es auch zu versuchen. (mein Wille war für einen Augenblick schwach und der Ur-Quattro schob saugeil...)

Es ist nur unheimlich schwer sich heutzutage an die vorschriftsmäßige und zulässige Geschwindigkeit zu halten, da man andauernd durch einen rücksichtslosen Drängler genötigt wird, schneller zu fahren. Mittlerweile ignoriere ich die Art Mitmenschen und habe gelernt meinen Stil & Törn zu fahren und freue mich, wenn ich sehe wie sie vor Wut ins Lenkrad beissen! Frei nach dem geilen Spruch:"Sie haben zwar mehr PS, aber ich fahre vor Ihnen!" Die gesellschaftliche Aggression und moralische Verwahrlosung schreitet aber leider immer weiter voran.

Die sich leider daraus ergebene und einzige Lösung lautet: Noch mehr Sanktionen und Blitzgeräte zur angebrachten und verhältnismäßigen Überwachung der Geschwindigkeiten! Und nur, weil es cool ist dicht, sportlich und schnell mit ner Karre herumzuprollen. Am Besten noch mit schön hoch eingestellten Blauen DE/Ellipsoid/Taglichtzusatzscheinwerfern um Druck zu machen. In anderen Ländern klappt es doch auch, nur bei uns nicht. Oder brauchen wir erst ein generelles Tempolimit in Deutschland? 130 Km/h für alle. Das würde es leichter machen..
Fahre nie schneller als Dein Schutzengel fliegen kann:-)!

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#8 Beitrag von Juergen » 24. Februar 2008, 21:01

Möchte mich den Kollegen die schon geantwortet haben anschliessen. Ein mitfühlender Text, vielen Dank.
Vor allem auch VIELEN DANK an die Rettungskräfte, die den verunfallten Personen helfen. Hatte vor 6 Wochen selbst einen Crash - unverschuldet. Mir ist links jemand in die Seite, Vorfahrt missachtet, dann hab ich eine Ampel abrasiert, und dann nen Überschlag hingelegt. War erstens heilfroh in nem neuen (war wirklich nagelneu - 3 Wochen alt) A4 Avant zu sitzen, aber vor allem war ich froh, als endlich der Rettungssanitäter da war!! Hatte heftige Schmerzen im Nacken und tierische Angst!! Aber der hat es mit seiner ruhigen Art geschafft, daß ich mich etwas sicherer gefühlt hab. Also nochmal vielen Dank an alle Feuerwehrmänner, Rettungssanitäter und Ärzte. Ich hab da ganz hohen Respekt davor, ich könnte das wahrscheinlich nicht in solchen Situationen.

Gruß
Jürgen

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